palästina palestine kind child israel aqsa
Nahost - Aktuelles
"Aufruf zum Rassismus" oder "Pressefreiheit"?
Am 23. August 2009 im Topic 'August 2009'
Israel soll die Organe toter Palästinenser verkauft haben - das behauptet ein Redakteur der größten schwedischen Tageszeitung in einem Artikel. Die israelische Regierung weist das empört zurück und fordert Schwedens Außenminister auf, sich von dem Bericht zu distanzieren. Der aber weigert sich.

Von Tim Aßmann, ARD-Hörfunkstudio Tel Aviv

Am Anfang stand ein Zeitungsartikel. Das "Aftonbladet", Schwedens größte Tageszeitung, berichtete über israelische Soldaten, die angeblich mit den Organen getöteter Palästinenser Handel betrieben. In dem Artikel zitierte der schwedische Reporter die Eltern von jungen Palästinensern. Sie sagten aus, als die israelische Armee die Körper ihrer getöteten Kinder zurückgegeben habe, hätten Organe gefehlt.

Die Vorwürfe gehen zurück auf das Jahr 1992. In seinem Artikel stellte der Autor dann einen Zusammenhang her zu der Festnahme eines Rabbiners in den USA, gegen den wegen Organhandels ermittelt wird. Als der "Aftonbladet"-Artikel in Israel bekannt wurde, folgte eine Welle der Empörung. Die Armee wies die Vorwürfe umgehend zurück.

Der Bericht stelle eine ernste Gefahr dar, weil er zu Ausschreitungen gegen Juden führen könne, so der israelische Außenamtssprecher weiter. Er deutete auch bereits Konsequenzen an. "Wir ziehen alle möglichen legalen Maßnahmen in Erwägung. Wir müssen den Text noch genau anschauen und prüfen was möglich ist, aber wir schließen nichts aus", sagte er. "Wir schätzen diesen Vorfall als sehr schwerwiegend ein. Wir haben in den vergangenen Jahren in Europa keinen so offensichtlichen Aufruf zu Rassismus gesehen."

Vorfall beschäftigt Diplomaten

Der Autor des Artikels wies diese Vorwürfe zurück. Er habe seriös gearbeitet und sei keineswegs Antisemit, erklärte der Schwede, dem Israels Verteidigungsminister Ehud Barak bereits mit juristischen Konsequenzen drohte. Schnell erreichte der Vorfall die diplomatische Ebene. Die schwedische Botschafterin in Israel distanzierte sich von dem "Aftonbladet"-Artikel.


Die Pressefreiheit sei geschützt, sagt schwedische Außenminister Carl Bildt.
Ihr Chef allerdings nicht: Schwedens Außenminister Carl Bildt kam der Aufforderung seines israelischen Amtskollegen Avigdor Lieberman, den Zeitungsbericht zu verurteilen, nicht nach. Die Pressefreiheit sei in der schwedischen Verfassung geschützt, so Außenminister Bildt. Er versuchte, die Situation zu entschärfen, indem er erklärte, Antisemitismus habe Schweden stets verurteilt.

Diese Replik reicht der israelischen Seite nicht. Nach Medienberichten erwägt Jerusalem nun einen bevorstehenden Besuch des schwedischen Außenministers platzen zu lassen - ober aber mit Bildt nur über ein Thema reden zu wollen: einen gewissen Zeitungsartikel.

http://www.tagesschau.de/ausland/konfliktschwedenisrael100.html